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Derivate, Zertifikate, Optionsscheine

Derivate, Zertifikate und Optionsscheine sind Finanzinstrumente, die es Investoren ermöglichen, an der Entwicklung von Basiswerten wie Aktien, Indizes, Rohstoffen oder Währungen zu partizipieren. Obwohl sie in vielerlei Hinsicht ähnlich sind, unterscheiden sie sich in ihren Strukturen, Einsatzmöglichkeiten und Risiken. Hier ein detaillierter Blick auf ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten:

Derivate

Derivate sind finanzielle Verträge, deren Wert von der Preisentwicklung eines zugrunde liegenden Basiswertes abgeleitet wird. Sie werden primär für Absicherungszwecke (Hedging), Spekulation oder zur Erzielung von Arbitragegewinnen genutzt. Zu den bekanntesten Formen von Derivaten gehören Futures, Optionen, Forwards und Swaps.

Spezielle Derivate für Privatanleger

  1. Covered Warrants: Diese sind den traditionellen Optionsscheinen ähnlich, werden aber direkt an der Börse gehandelt und bieten Anlegern die Möglichkeit, auf steigende oder fallende Kurse von Aktien, Indizes oder anderen Basiswerten zu spekulieren, ohne den Basiswert selbst besitzen zu müssen.
  2. CFDs (Contracts for Difference): CFDs ermöglichen es Anlegern, auf die Preisbewegung von Basiswerten zu spekulieren, ohne diese zu besitzen. Sie bieten hohe Hebelwirkung, was sowohl das Gewinn- als auch das Verlustrisiko erhöht.

Gemeinsamkeiten

  • Basiswert: Sowohl Derivate als auch Zertifikate und Optionsscheine beziehen ihren Wert von einem zugrunde liegenden Basiswert.
  • Spekulation und Hedging: Sie können zur Spekulation auf Preisbewegungen oder zum Hedging gegen Preisschwankungen eingesetzt werden.
  • Risiko und Hebelwirkung: Alle drei bieten die Möglichkeit, mit Hebel zu arbeiten, d.h., mit relativ geringem Kapitaleinsatz große Werte zu bewegen, was das Risiko und das Gewinnpotenzial erhöht.

Zertifikate

Zertifikate sind börsengehandelte Schuldverschreibungen, die eine Vielzahl von Anlagestrategien abbilden können, von der einfachen Partizipation an der Entwicklung eines Basiswerts bis hin zu komplexen Strukturen wie Hebelprodukten oder Anlagen, die Kapitalschutz bieten. Im Gegensatz zu traditionellen Derivaten sind Zertifikate in der Regel weniger komplex und richten sich auch an Privatanleger.

Spezielle Zertifikate für Privatanleger

  1. Bonus-Zertifikate: Diese bieten dem Anleger die Chance auf einen Bonusgewinn, wenn der Basiswert während der Laufzeit bestimmte Preisgrenzen nicht berührt oder unterschreitet. Sie eignen sich für Anleger, die von moderaten Aufwärtsbewegungen profitieren möchten, dabei aber ein gewisses Sicherheitsnetz wünschen.
  2. Discount-Zertifikate: Diese ermöglichen es Anlegern, einen Basiswert wie eine Aktie oder einen Index mit einem Abschlag (Discount) zum aktuellen Marktpreis zu kaufen. Falls der Kurs des Basiswerts am Laufzeitende über dem des Zertifikats liegt, kann dies zu einer überproportionalen Rendite führen.
  3. Indexzertifikate: Diese bilden die Entwicklung eines Index 1:1 ab und ermöglichen es Anlegern, in die Gesamtentwicklung eines Marktes oder Sektors zu investieren, ohne einzelne Wertpapiere kaufen zu müssen.

Unterschiede zu Derivaten

  • Emittentenrisiko: Zertifikate sind Schuldverschreibungen, und ihr Wert hängt nicht nur von der Entwicklung des Basiswerts ab, sondern auch von der Bonität des Emittenten. Bei Derivaten wie Futures und Optionen besteht dieses Risiko in der Regel nicht, da sie durch die Clearingstelle der Börse garantiert werden.
  • Zugänglichkeit für Privatanleger: Zertifikate sind oft so konzipiert, dass sie leichter verständlich und zugänglicher für Privatanleger sind als traditionelle Derivate.

Optionsscheine

Optionsscheine (Warrants) sind Derivate, die dem Inhaber das Recht, aber nicht die Pflicht geben, einen bestimmten Basiswert (wie Aktien) zu einem vorher festgelegten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen (Call-Optionsschein) oder zu verkaufen (Put-Optionsschein). Sie ähneln Optionen, sind jedoch in der Regel von einem Finanzinstitut emittiert und nicht standardisiert.

Spezielle Optionsscheine für Privatanleger

  1. Knock-Out-Optionsscheine (auch Turbo-Zertifikate genannt): Diese haben eine eingebaute Knock-Out-Schwelle. Berührt oder durchbricht der Basiswert diese Schwelle, verfällt der Optionsschein wertlos. Sie eignen sich für spekulative Anleger, die auf starke Bewegungen des Basiswerts setzen und bereit sind, ein hohes Risiko einzugehen.
  2. Faktor-Zertifikate: Diese bilden die tägliche prozentuale Veränderung eines Basiswerts mit einem festen Hebel ab. Steigt der Basiswert um 1%, und der Faktor des Zertifikats ist 5, steigt das Zertifikat um 5%. Allerdings gilt dies auch für Verluste.

Grundlagen kurz und knapp erklärt – KO Optionsscheine

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Diese Video-Reihe ist eine Produktion von BNP Paribas.

Zur Video-Reihe

Unterschiede zu Zertifikaten und Derivaten

  • Standardisierung: Im Gegensatz zu börsengehandelten Optionen sind Optionsscheine nicht standardisiert und werden von Finanzinstituten emittiert. Ihre Konditionen (Laufzeit, Strike-Preis) können daher variieren.
  • Emittentenrisiko: Wie bei Zertifikaten besteht auch bei Optionsscheinen ein Emittentenrisiko. Der Wert eines Optionsscheins hängt von der Fähigkeit des Emittenten ab, seinen Verpflichtungen nachzukommen.

Nützlichkeit für Privatanleger

  • Hedging: Privatanleger können bestimmte Derivate und Optionsscheine nutzen, um ihr Portfolio gegen Kursverluste abzusichern.
  • Spekulation: Für Anleger, die aktive Marktmeinungen haben, bieten diese Instrumente die Möglichkeit, auf Kursbewegungen zu spekulieren.
  • Diversifikation: Durch Investitionen in verschiedene Arten von Zertifikaten können Anleger ihre Anlagen diversifizieren und das Risiko verteilen.
  • Hebelwirkung: Viele dieser Instrumente bieten eine Hebelwirkung, die es ermöglicht, mit relativ geringem Kapitaleinsatz überproportional an den Preisbewegungen des Basiswerts teilzunehmen. Allerdings erhöht dies auch das Risiko.

Fazit

Obwohl Derivate, Zertifikate und Optionsscheine in vielen Aspekten ähnlich sind und oft im Kontext von Spekulation, Hedging und Kapitalanlage diskutiert werden, unterscheiden sie sich in Bezug auf ihre Struktur, das Emittentenrisiko und die Zugänglichkeit für unterschiedliche Investorentypen. Während traditionelle Derivate oft ein tiefgreifendes Verständnis der Märkte erfordern und hauptsächlich von professionellen Anlegern genutzt werden, bieten Zertifikate und Optionsscheine auch Privatanlegern die Möglichkeit, von Marktentwicklungen zu profitieren.

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